
Gehörst Du auch zu den Menschen, die sehr hohe Ansprüche an sich selbst stellen und immer alles perfekt machen möchten?
Lenkst Du Deine Aufmerksamkeit gern auf Dinge, die nicht so gut laufen anstatt wertzuschätzen, was gut läuft?
Hast Du diese hohen Ansprüche auch an Dein Kind und Dein Umfeld?
Für mich ist es nach wie vor immer wieder ein hartes Stück Arbeit, mich von meinen hohen Ansprüchen an mich selbst und andere zu lösen, aber ich merke, wie gut es uns allen tut und wie befreiend es sich anfühlt.
Mir ist bewusst, dass wir bereits in der Schule darauf konditioniert werden, auf unsere Fehler zu schauen. Wie könnten wir sie auch übersehen, wenn sie doch mit einem leuchtenden Rot aus jeder Klassenarbeit hervorstechen? Aber wollen wir den Rotstift wirklich auch in unser Leben integrieren und immer alles markieren, was nicht unseren Erwartungen entspricht? Ist es nicht viel schöner, wertzuschätzen, was gut läuft?
Die Welt ist so wunderschön mit all ihren Unvollkommenheiten. Das zu erkennen war ein großer Schritt in meinem Leben, denn dadurch konnte ich meine hohen Erwartungen an mich, meine Kinder und die Welt um mich herum Schritt für Schritt reduzieren. Es gibt natürlich nach wie vor Momente, in denen es mir mal mehr und mal weniger gelingt.
Allerdings gibt es inzwischen kein Ideal mehr, dem meine Kinder entsprechen müssen. Wenn etwas nicht so läuft, wie gedacht, versuche ich nicht mehr in den Widerstand zu gehen. Ich wertschätze immer mehr das, was ist, nehme es an und bin dankbar dafür.
Diese Einstellung hat mich oft Erfahrungen machen lassen, die viel schöner waren, als zuvor von mir ausgemalt. Oder Erfahrungen, an denen ich wachsen konnte.
Natürlich ist es verlockend, aus unserem Kind eine Kopie von uns selbst zu erschaffen oder es unsere eigenen unerfüllten Träume leben zu lassen. Manchmal tun wir das ganz unbewusst.
Aber wenn wir unser Kind ständig bewerten und „verbessern“, dann führt das nur dazu, dass es irgendwann denkt: Ich bin nicht gut genug. Es verliert sich selbst und seine eigenen Träume. Unser Kind, das wir so groß machen wollen, beginnt, sich klein zu fühlen und mit anderen zu vergleichen. Es wird unzufrieden, weil es von seinem Weg abgekommen ist.
Inzwischen versuche ich ganz bewusst, mir selbst und meinen Kindern den Raum für Fehler zu geben. Es ist mir wichtig, ihnen die Freiheit zu schenken, sich selbst auszuprobieren. Ich bestärke sie darin, ihre eigenen Gedanken zu entwickeln und zu äußern, auch, wenn sie meinen nicht entsprechen.
Es wäre mein größtes Glück, wenn sie eines Tages ihre eigenen Ideen leben und ihre Potenziale voll entfalten können.
In den letzten Jahren habe ich ausserdem noch etwas ganz Wichtiges gelernt. Mehr JA zu sagen. JA zu mir selbst. JA zu meinem Kind. JA zu meinem Leben.
Es fühlt sich wahnsinnig gut an.