Urvertrauen

Wenn wir geboren werden, sind wir der Welt und insbesondere unseren Eltern komplett ausgeliefert. Wir sind darauf angewiesen, dass sie uns füttern, wickeln, baden, tragen, trösten und lieben. Tierbabies können meist schon nach ein paar Stunden, spätestens nach ein paar Tagen, laufen und somit die Flucht ergreifen, wenn Gefahr droht. Das können wir Menschen nicht. Wir sind als Säuglinge darauf angewiesen, dass unsere Eltern uns gut umsorgen und vor allen Gefahren schützen. 

 

Die Natur hat uns aus diesem Grund mit einer großen Portion Urvertrauen ausgestattet. Dieses Urvertrauen lässt uns daran glauben, dass immer für uns gesorgt ist und wir beschützt und getragen werden, egal, was passiert.

Wir stabilisieren dieses Urvertrauen, indem wir eine gute Bindung zu unserem Kind aufbauen, die geprägt ist von Liebe, Mitgefühl, Wärme, Verlässlichkeit, Sicherheit und Verständnis. Es ist wichtig, dass wir unser Kind mit seinen Sorgen, Ängsten und Bedürfnissen nicht allein lassen, sondern ihm immer das Gefühl geben: Ich bin da. Wann Immer Du mich brauchst.

 

Schenke ihm gleichzeitig aber auch die Freiheit, sich auszuprobieren, Grenzen auszutesten und kleine Risiken einzugehen. Lasse es los und vertraue ihm, damit es lernt, sich selbst zu vertrauen und einzuschätzen.

Ich kann mich noch genau daran erinnern, als mein Sohn sein erstes Laufrad bekam. Ich war gerade in der Praxis, als mir mein Mann ein Video schickte: Mein jauchzender Sohn, der einen extrem steilen Berg in rasender Geschwindigkeit hinunter raste. Puh! Ich traute meinen Augen nicht, war aber gleichzeitig sehr erleichtert, dass er heil unten angekommen ist. Mein Sohn war natürlich stolz wie Bolle und hatte einen Riesenspaß.

 

Bitte versteht mich nicht falsch: Es geht nicht darum, sein Kind bewusst Gefahren auszusetzen. Es geht einzig darum, seine eigenen Ängste nicht auf das Kind zu übertragen.

Kinder die in einem guten Gleichgewicht von Bindung und Autonomie groß werden, haben in der Regel ein sehr gutes Selbstvertrauen und können mit all den Herausforderungen des Lebens souverän umgehen und sich selbst gut einschätzen. Schau auf Dein Kind und Du wirst schnell spüren, was es gerade braucht, um in eine gute Balance zu finden.