
Als unser Sohn auf die weitergehende Schule gekommen ist, war uns sehr bewusst, dass ein Großteil seiner Freunde und Klassenkameraden zur Einschulung ein Smartphone bekommen würden. Mir widerstrebte das total, denn ich wusste, was die viele Bildschirmzeit mit dem Gehirn eines Zehnjährigen macht.
Auf der anderen Seite war da natürlich auch die Angst meines besorgten Mutterherzens, er könnte ausgeschlossen werden. Ich habe selbst in der 7. Klasse eine solche Erfahrung gemacht und wollte ihn so gern davor bewahren. Im tiefsten Inneren wusste ich jedoch, dass das Handy nicht gut für ihn ist.
Also setzte ich mich über meine Angst hinweg und erklärte ihm ganz offen und ehrlich meine Bedenken.
Mir war wichtig, ihm deutlich zu machen, dass niemand ihn aufgrund eines Handys mögen und wertschätzen sollte, sondern aufgrund seiner Persönlichkeit. Es war ein langes Gespräch über Werte, das menschliche Verlangen und daraus entstehende Suchtpotentiale, echte Freundschaften, Selbstbewusstsein und Abgrenzung.
Am Ende des Gesprächs gaben mein Mann und ich die Verantwortung in seine Hände: Wenn es sein absoluter Herzenswunsch sein sollte, würden wir ihm sofort ein Handy kaufen. Seine Antwort? Er brauche erstmal keins.
Wenn seine Mitschüler und Freunde nachfragten, warum er kein Handy habe, antwortete er stolz: Er könne sofort eins haben, wenn er wolle, brauche es aber zur Zeit nicht. Daran hat sich auch jetzt - in der 6. Klasse - nichts geändert. Denn in dem Wissen, dass er selbst entscheiden kann, fühlt er sich nicht klein, sondern auch ohne Handy selbstbewusst und wertvoll.
Es ist so wichtig, seinen eigenen Geschmack, seine Vorlieben, seine Stärken und Schwächen, seine Träume, Wünsche und Werte zu (er)kennen und zu leben, egal was andere sagen. Automatisch werden dann Menschen in unser Leben treten, die ähnliche Werte haben und unsere Fähigkeiten zu schätzen wissen. Alle, die uns auf unserem Weg hindern und versuchen, uns unsere Träume auszureden, sollten wir loslassen.
Was so wichtig ist: Sein Kind darin zu bestärken, seinen eigenen Weg zu gehen. Es für den Mut zu loben, Dinge auch mal anders zu machen und nicht immer den Erwartungen anderer zu entsprechen. Das gibt ihm Selbstvertrauen und erhöht sein Selbstwertgefühl.
Und: Gerade in dieser herausfordernden Zeit ist es so wichtig, dass wir uns selbst treu bleiben, unserem Bauchgefühl vertrauen und uns von den Ängsten und Erwartungen anderer frei machen. Gleichzeitig aber auch jeden so sein lassen, wie er ist - ganz ohne Bewertung.