
Ist Dir eigentlich bewusst, dass wir manchmal auf ein und dieselbe Situation je nach Tagesform völlig unterschiedlich reagieren? Manchmal stecken wir nach einem Streit in unseren negativen Gefühlen und Gedanken fest, ohne dass wir es wirklich merken. Es gibt Tage, an denen wir unser Handeln nicht unter Kontrolle haben und Dinge sagen, die uns hinterher leid tun. „Die ganze Welt ist gegen uns!“, schreit es in unserem Inneren und diesen Schmerz lassen wir dann oft an Menschen aus, die uns am Herzen liegen.
Kinder lieben es, ihre Grenzen auszutesten und sich an uns Eltern zu reiben. Dadurch möchten sie sich abgrenzen, ihre eigene Individualität entwickeln und eine Reaktion bei uns auslösen. Je emotionaler diese ist, desto schlechter fühlen sich meist unsere Kinder und am Ende auch wir Eltern.
Es gibt einen ganz wundervollen Versuch, der im besten Falle verdeutlicht, was negative Worte und Gefühle bewirken können. Lust, ihn mal auszuprobieren?
Ihr benötigt dafür zwei Topfblumen. Eine der Pflanzen stellt ihr an einen schönen Ort, umsorgt sie, sprecht liebevoll mit ihr und spielt ihr vielleicht sogar ruhige, berührende Musik vor. Seid einfach besonders lieb zu ihr und zeigt ihr, dass ihr sie sehr gern habt. Die zweite Pflanze stellt ihr an einen anderen, weniger schönen Ort. Diese Blume könnt ihr beschimpfen und anschreien; spielt ihr gerne auch Heavy Metal Musik vor und seht sie grimmig an. Kurzum: Vermittelt ihr das Gefühl, dass ihr sie überhaupt nicht mögt.
Das Ergebnis dieses Versuches geht nahezu allen, die ihn durchgeführt haben, nicht mehr aus dem Sinn. Dies hat den wunderschönen Effekt, dass sie zukünftig viel achtsamer mit sich selbst und anderen umgehen und ihre Worte viel bedachter wählen.
Wenn wir uns und unserem Kind etwas Gutes tun wollen, sollten wir stets so kurz wie es uns möglich ist in unseren negativen Gefühlen und Gedanken verharren. Viel leichter gesagt, als getan! Was mir dabei hilft: Tief ein- und ausatmen, ablenken, ein schönes Lied hören, eine Runde um den Block spazieren oder in die Küche gehen und ein Glas Wasser trinken. Was auch immer Dir dabei hilft: Mache Deinen Kopf frei und lasse alle negativen Gedanken und Gefühle los.
Je länger wir sie zulassen und an ihnen haften, desto tiefer dringen sie in uns ein, verletzen und blockieren uns. Daher ist es so wichtig, unseren Kindern das Wahrnehmen und Loslassen solcher Emotionen und Gedanken schon frühzeitig zu vermitteln und vorzuleben.
Wir sollten uns bei allem was wir tun und sagen immer wieder die Frage stellen: „Fühlt sich das auch wirklich gut für mich an und welche Auswirkung hat mein Verhalten gerade auf mein Kind?”
UND: Wenn unsere Gefühle doch mal mit uns durchgehen ist das gar nicht schlimm, das kennen wir alle! Es ist absolut menschlich und wir sollten uns nicht dafür verurteilen. Es ist bereits ein großer Schritt, wenn wir unsere Gedanken und Emotionen wahrnehmen und diese formulieren können. Das Wichtigste ist, immer mit unserem Kind im Gespräch zu bleiben, uns zu erklären und zu entschuldigen, damit es immer weiß, dass wir es lieben, egal was passiert.