
Das Thema Vergleichen ist nicht nur in der Schule ein großes Thema. Es ist präsent in vielen Lebenslagen sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern.
Ich kann mich noch genau daran erinnern: Nach jeder Klausur hat mir meine Mami zwei Fragen gestellt: Was haben die anderen Kinder für Noten? Wie war der Klassendurchschnitt? Dadurch habe ich den Glaubenssatz entwickelt, dass meine eigene Leistung stets in Abhängigkeit von der Leistung anderer bewertet wird.
Als mir das vor ein paar Jahren bewusst geworden ist, habe ich mir ganz fest vorgenommen: Bei meinen Kindern verzichte ich voll und ganz auf diese Fragen. Auch wenn es mir manchmal schwer fällt, gibt es uns allen ein viel besseres Gefühl. Wie toll ist es denn, eine Zwei in Mathe so richtig zu feiern, weil Du einfach nicht weißt, dass der Rest der Klasse eine Eins hat?
Es fühlt sich so wundervoll an, mal nicht nach rechts und links zu schauen, sondern einfach nur bei sich selbst zu bleiben und die kleinen Dinge des Lebens wertzuschätzen!
Meinen Kindern erkläre ich das immer am Beispiel eines Bonbons:
“Stell Dir vor, Du bekommst ein Bonbon geschenkt. Natürlich freust Du Dich über dieses Bonbon, wertschätzt und genießt es. Triffst Du jetzt eine Freundin, die kein Bonbon hat, steigt Deine Freude über dieses Bonbon noch mehr, weil das Bonbon dadurch noch wertvoller wird. Dann taucht plötzlich wie aus dem Nichts eine andere Freundin auf, die eine ganze Tüte von diesen Bonbons hat. Was passiert? Die Freude über Dein Bonbon fällt rapide ab und Du siehst nur noch das Mädchen mit der ganzen Tüte Bonbons. Logischerweise fragst Du Dich: Warum habe nicht auch ich eine ganze Tüte von diesen Bonbons bekommen?
Und schon fühlst Du Dich im Mangel und denkst, dass Du es nicht wert bist, eine ganze Tüte Bonbons geschenkt zu bekommen.
Wie eine alte Lebensweisheit sagt: “Willst Du arm sein, finde reiche Freunde. Willst Du reich sein finde arme Freunde”.
Aber möchten wir unser eigenes Glück wirklich von anderen abhängig machen? Ich habe für mich beschlossen: Nein! Seitdem versuche ich, jeden Tag folgende Dinge umzusetzen:
- Ich lebe meinem Kind vor, dankbar zu sein, für das, was wir haben - ganz unabhängig davon, was andere haben.
- Wenn andere Erfolg und Glück haben, freue ich mich mit ihnen anstatt mich selbst kleiner und weniger liebenswert zu fühlen.
- Ich bestärke mein Kind darin, dass es ganz wunderbar ist, genau so wie es ist. Ich sage ihm, dass ich es lieb habe, egal, welche Leistung es erbringt und was es tut.
- Ich befreie mich und mein Kind von all den Ansprüchen und Vorstellungen der Außenwelt.
Es gelingt mir natürlich nicht immer, aber immer häufiger und ich merke, um wie vieles leichter wir durchs Leben gehen.